Gemeinde ist nicht (nur) ein "Verein" -

Gedanken hierzu:

 

Verein - nur ein Teil der Gemeinde

Ein Verein bezeichnet eine freiwillige und auf Dauer angelegte Vereinigung von natürlichen und/oder juristischen Personen zur Verfolgung eines bestimmten Zwecks, die in ihrem Bestand vom Wechsel ihrer Mitglieder unabhängig ist.

Möchte z.B. eine Gruppe von Christen einen öffentlichen Raum mieten oder ein Grundstück kaufen, um ein Gebäude zu errichten, kann dies zwar auch eine einzelne Person für die ganze Gruppe übernehmen, diese wäre dann aber auch für alles verantwortlich und alles würde von ihr abhängen. Deshalb gibt es im deutschen Zivilrecht Organisationsformen für Gruppen, sogenannte "juristische Personen", z.B. die eines „Vereins“ oder einer „Körperschaft des öffentlichen Rechts“.

Auch für Christen kann es unter bestimmten Umständen Sinn machen, einen Verein zu gründen. Der Vereinszweck kann dann sein, miteinander nach dem Wort Gottes „Gemeinde“ leben zu wollen. Doch genau hier kann es auch zu gravierenden Missverständnissen kommen:

Die Mitglieder eines solchen Vereines wären immer nur ein Teil der Gemeinde Christi eines Ortes.

 

Gemeinde Christi nach Texten im Neuen Testament

Im Neuen Testament werden mit „Gemeinde“ ( griech: ἐκκλησία ekklēsía, lat.: ecclesia; die „Heraus­gerufene“) alle an Jesus Christus gläubig Gewordenen bezeichnet (vgl. Apg. 20.28 „… die Gemeinde Gottes, die er durch sein eigenes Blut erworben hat“.).

Erwähnt werden auch ortsbezogene Gemeindebezeichnungen, z.B. die „Gemeinde von Kenchreä“ (Röm. 16.1), die „Gemeinde Gottes in Korinth“ (1. Kor. 1.2), „aus Babylon die Gemeinde“ (1. Pet. 5.13), die „Gemeinde von Laodizea“ (Kol. 4.16), die „Gemeinde in Thessalonich“ (1. Thess. 1.1) und mehrmals „Gemeinde in ihrem Haus“ (Röm. 16.5, 1. Kor. 16.19, Kol. 4.15, Phm 2).

Damals gab es keine verschiedenen Konfessionen. Es werden auch keine unterschiedlichen Organisationsformen nach jeweiligem Landesrecht erwähnt.

 

Gefahr einer Begriffsvermischung von "Verein" und "Gemeinde"

Heute ist es üblich, dass Christen, die sich in der Form eines „Vereins“ zusammenschließen, diese Gruppe dann „Gemeinde“ nennen. Doch dadurch besteht die Gefahr, den biblischen Begriff der Gemeinde mit dem eigenen Verein gleichzusetzen und dann nur noch die eigene Vereins-Gruppe im Blick zu haben.

Wenn in Verbindung mit dem Beginn oder der Beendigung einer Vereinsmitgliedschaft von „Gemeindeeintritt“ und „Gemeindeaustritt“ gesprochen wird, kann das suggerieren, dass es sich um einen Ein- oder Austritt aus der Gemeinde Christi handele (mit Heils- und Ewigkeitsbedeutung). Dabei handelt es sich in einem solchen Fall lediglich um einen zivilrechtlichen Schritt, nämlich dem Ein- oder Austritt aus der Vereinsstruktur.

Wenn ein Mitglied einer bestimmten Vereinssatzung nicht konform lebt, weil es vielleicht ein anderes Auslegungsverständnis von der Bibel hat als die Vereins-Satzung es vorgibt, kann es zu einem Vereins­Ausschluss kommen. Dieser ist aber nicht identisch mit „Gemeindezucht“, da hierfür andere Kriterien gelten (vgl. Mt. 18. 15-17, 1. Kor. 5. 1-13).

Leben nach dem Herzen Jesu bedeutet, in dem Bewusstsein zu leben, dass Jesus eine Sicht von Gemeinde hat, die über die eigene Gruppe oder den eigenen Verein hinausgeht.

Die Gemeinde ist Sein Leib und nicht in zivilrechtliche Organisationsformen unterteilt. Solche sind immer als nachrangig anzusehen.

 

Wichtig!

Es darf keine Gleichsetzung oder Vermischung von Vereinswesen und Gemeinde­verständnis im Sinne des Neuen Testaments geben. Wird hier nicht sauber getrennt, können Menschen verletzt, verwirrt, getäuscht und falsch informiert werden.

Tiefe Verletzungen und Enttäuschungen können entstehen,

  • wenn Geschwistern oder Besuchern gesagt wird, „man sei für sie nicht zuständig, da sie ja keine Gemeindemitglieder seien“.

Schwere Gewissenskonflikte können auftreten,

  • wenn jemand, weil er von seinem Gewissen her Konflikte mit der spezifischen Vereinssatzung hat und in diesem Punkt anders lebt, aus dem Verein ausgeschlossen wird und ihm gesagt wird, „er sei wegen Sünde aus der Gemeinde ausgeschlossen worden, würde nun in Sünde leben und das Reich Gottes nicht erben, wenn er nicht umkehrt“.

Große Verwirrung kann entstehen,

  • wenn einem Mitglied, das aus persönlichen Gründen aus dem Verein austreten möchte, gesagt wird, „es gehöre dann nicht mehr zur Gemeinde Gottes und würde dann in Sünde und/oder Unverbindlichkeit leben“.

Verführende falsche Sicherheiten können suggeriert werden,

  • wenn einer Person beim Vereinseintritt gesagt wird, es sei nun endlich „Gemeindemitglied“ und „der Familie Gottes hinzugetan“. Das Engagement im Verein sei „dem Reich Gottes dienen“, Vereinsbeiträge oder Spenden seien „Gaben im Reich Gottes“, und die Vereinsmitgliedschaft bedeute „als Christ in Verbindlichkeit leben“.

Belastende Forderungen können entstehen,

  • wenn Vereinsmitglieder sich als Arbeitgeber eines beim Verein angestellten Pastors sehen, der als Dienstleistender betrachtet wird.
     
  • Ebenso belastend kann es sein, wenn sich der Pastor als Angestellter und Dienstleister nur für die Vereinsmitglieder und potentiellen neuen Mitgliedern in der Pflicht sieht.
     

Begriffe der Bibel zur Gemeinde                           Begriffe Vereinswesen 
(gelten für alle an Jesus Christus Gläubigen)                       (betreffen die in einem Verein organisierten Christen)

Gemeindemitglied                                                   Vereinsmitglied                                        

Dienst im Reich Gottes                                           Engagement im Verein                              

Gaben, Mitteilen                                                      Vereinsbeiträge                                        

Gemeindeversammlung                                         Vereinsversammlung                                

Gemeindeleitung, Älteste                                       Vorstand                                                 

Pastor                                                                     (oft)  1. Vorsitzender                                        


Begriffe, oft verwendet   gemeint ist jedoch meistens                                         Bedeutung gemäß biblischer Texte

"In die Gemeinde gehen"       sich mit Christen in einem Versammlungsgebäude treffen        Gemeinde "ist"
"Zum Gottesdienst gehen"    Treffen mit Gesang und Vortrag zu einem biblischen Thema       Alltagsleben (vgl. Röm. 12.1, Jak. 1.2)
"In die Kirche gehen"               zu einem Versammlungsgebäude gehen                                       zusammen sein

              

Röm 12,1: Ich ermahne euch nun, liebe Brüder, durch die Barmherzigkeit Gottes, dass ihr eure Leiber hingebt als ein Opfer, das lebendig, heilig und Gott wohlgefällig ist. Das sei euer vernünftiger Gottesdienst.

Jak 1,27: Ein reiner und unbefleckter Gottesdienst vor Gott, dem Vater, ist der: die Waisen und Witwen in ihrer Trübsal besuchen und sich selbst von der Welt unbefleckt halten.)

Kirche, von griech. κυριακή ἐκκλησία kyriaké ekklesia „Versammlung des Herrn bzw. dem Herrn gehörige Versammlung“