Sprachenrede - (immer) von Gott? - (immer) von Nutzen?

Gedanken dazu:
 

Sprachenrede wird in der Bibel als eine Geistesgabe erwähnt. Also kann sie ein Geschenk von Gott sein.

1. Korinther 12.10: ...einem anderen aber Weissagung, einem anderen aber Unterscheidungen der Geister; einem anderen verschiedene Arten von Sprachen; einem anderen aber Auslegung der Sprachen.

Sie ist aufgetreten, als Menschen das Wort Gottes angenommen hatten, mit dem Heiligen Geist erfüllt wurden und plötzlich die Wahrheit von Gottes Größe und Seiner Liebe erkannten (z.B. Apg. 10,45, Apg. 19,6).

Entweder konnten die Leute plötzlich in einer fremden Sprache reden, dass andere es verstanden (z.B. Apg. 2, 6-12), oder es gab Ausleger, die es übersetzen konnten (z.B. 1. Kor. 14,27).

Es konnte und kann aber auch vorkommen, dass kein weiterer Mensch diese Sprache verstehen kann. In diesem Fall kann das Beten in der unbekannten Sprache den Nutzen haben, dass man sich selbst "aufbaut" (1. Kor. 14,1). Ohne Liebe aber würde es blechern und leblos klingen (1. Kor. 13,1). Auch wäre es dann in Bezug zu anderen nutzlos (1. Kor. 14,9).

Paulus beschreibt, dass in der Versammlung die Liebe und der Blick auf die Bedürfnisse der Geschwister in der Gemeinde wichtiger sei als das sich selbst-aufbauende Sprachengebet (1. Kor. 14,4). Unser Augenmerk sollte darauf liegen, dass verstanden wird, was wir in der Versammlung sagen (1. Kor. 14,12).

Wenn in einer Versammlung in Sprachenrede gebetet oder gepredigt wird, kann es Leute auch davon abhalten oder abschrecken, zu Gott zu kommen (1. Kor. 14.23).

Das Phänomen, plötzlich in fremden Sprachen zu reden, oft verbunden mit Trancezuständen, kommt übrigens in vielen Kulten und fremden Religionen vor.

Sollte ein Prediger in einer Versammlung alle auffordern, in "Sprachen" zu beten, obwohl kein Ausleger da ist, ist dies im harmlosesten Fall nutzlos, in Bezug auf die Gemeinschaft eigentlich lieblos, für Gemeindefremde möglicherweise abschreckend oder sogar tranceinduzierend. Dann stände es Gottes Gebot, nüchtern zu sein (vgl. z.B. 1. Pet. 5,8) entgegen.

Manche Redner verkünden auch, dass man sich besonders darum bemühen sollte, gerade diese "Gabe" von Gott zu erbeten, weil sie "geistlich erbauen" würde. In 1. Kor. 14,4 schreibt Paulus wirklich etwas von "selbst erbauen", aber nicht als unabhängige Aussage, sondern im Vergleich zu "die Gemeinde erbauen", was eindeutig als "größer", also geistlich bedeutender dargestellt wird.

1. Korinther 14 4-5: 4 Wer in einer Sprache redet, erbaut sich selbst; wer aber weissagt, erbaut die Gemeinde. 5 Ich möchte aber, dass ihr alle in Sprachen redet, mehr aber noch, dass ihr weissagt. Wer aber weissagt, ist größer, als wer in Sprachen redet, es sei denn, dass er es auslegt, damit die Gemeinde Erbauung empfange.

Sollte jemand also in Sprachen reden oder beten können, dann verstehe ich diese Bibeltexte so, dass dies nur dann in der Versammlung geschehen sollte, wenn es von anderen verstanden wird oder es einen Ausleger gibt. Sonst ist es besser, nur für sich selbst zu Gott in "Geheimsprache" zu beten.

Wird in einer Gruppe zu gemeinsamem Sprachengebet ohne Ausleger motiviert, kann man sich entscheiden, es entweder zu ertragen, obwohl es für die Gemeinschaft nutzlos ist, oder man kann etwas dazu sagen, z.B. wenn man den Eindruck hat, es würde manche Teilnehmer irritieren oder belasten. Jedenfalls sollte man wachsam sein, ob auf diesem Weg die Gruppe in eine Berauschtheit hinein geführt wird oder man sich selbst in einen solchen Zustand begibt. Dies wäre nicht in Gottes Sinn!